kreuzweg 2007 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

erste station: jesus wird zum tode verurteilt

 

unnütz bemüht
scherben trümmer schrott
verlassenheit rundum
gastfeindschaft wie geahnt

das reden wird dürftig
allein dass du bist wer du bist
ist verbrechen genug
ereifern im schuldlos sich halten
mob beschwichtigen
die tricks gehn aus
verfügen ohne vertagen
entschieden
gerichtet
verurteilt
            jetzt

halt
in dir
hält dich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

zweite station: jesus nimmt das schwere kreuz auf sich

 

in der tiefe der ebene
alltagsgebeugt
wissend wie es sich ziehen wird
bei sengender sympathie

wie augen quälen können
ätzend im verstummen
wortgewandtes schweigen
die kehle trocken
durchweicht der leib von schweiß von angst
nähm dich die erde auf das meer
du wärst erlöst
und wir entschuldet als die blinden

du bist du bleibst du gehst
scharf schneidet sich das bild durchs lid
nicht zu entkommen deinem schmerz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

dritte station: jesus fällt zum ersten mal unter dem kreuz

 

dein fallen gefällt
niemandes fehl
gras ist bereit und die erde

das ächzen der straße ihm ohr
zum steinerweichen
die pein der natur
sonne weint in die haut
in die schrunden

bleib liegen steh auf oder nicht

nichts zu entscheiden
du wirst schon gezogen

entkommen gibts für den flüchtenden nicht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

vierte station: jesus begegnet seiner betrübten mutter

 

nein nein kein hirngespinst
kein fiebertraum

wer dich getragen hat
vergisst dich nie

schützt jetzt die hand den mund
vor schiefem wort
fassungslos bestürzt
weint übers abgelegne meer dir nach

du hast den rahmen der dich hält
und streckst den arm
spürst fingerkuppen
nimmst den becher trinkst

ihr nennt es zueinanderstehn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

fünfte station: simon von cyrene hilft jesus das kreuz tragen

 

geächtet geflüchtet
gekommen gefragt
gedrängt gegangen
 
schulter an schulter

angefeindet benutzt
schulter an schulter
verkettet getrennt
abgetreten versagt
erbeten verneint

schulter an schulter
gelitten unterdrückt
schulter an schulter
an schulter zum tod

stumpf schwach stumm
schuld zu schuld
an schulter und schulter
du  schuld

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

sechste station: veronika reicht jesus das schweißtuch 

 

 

 

ihn erkannt als den

mit teuren düften fußgesalbten

den sturmbegütiger

den freudvermehrer

 

scheu
ihn zu berühren jetzt
an der wange

kurz zu stärken
mit der hand

 

 

gestengedächtnis

           fremden

           unmessbarer trost und halt

 

 erinnert immerfort

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

siebente station: jesus fällt zum zweiten mal unter dem kreuz

 

 

 

du siehst du spürst du hörst du riechst

die vielen

vor dir

niedergestreckt

 

als hauchten sie ins ohr

zu uns zu uns zu uns

siebenundsiebzigfach zum schmerz

 

für uns nur für uns

kommt wimmerbeten tief von unten

lässt bestehn

schwere last der schuldigkeit

für die alleinig du gerüstet bist

 

für uns

die liebe zieht die spur

für uns

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

achte station: jesus begegnet den weinenden frauen

 

 

 

sie haben

immergrünes holz

aus dürrem

bauen sie den zaun

grenzen leben ab vom tod

 

wer bedauert wer bereut

 

klagen

über die dort vor dem tor

in verbrannter erde

elend überflutet

sturmwind-an-die-wand-gepeitscht

 

kinderfeuerwangen

nur die mutter kühlt sie gut

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

neunte station: jesus fällt zum dritten mal unter dem kreuz

 

 

 

nieder reißt die erde

staub zu staub zurückgekehrt im

schweiße deines angesichts

kennst du dein spiegelbild dass

gotterbarm wozu für

wen wie lang

soviel gewürm herum

und hunde konsequent loyal

 

die schreibst den schmerz mit

fingernägeln in den stein mit

blut radierst du flüche aus der

vorgegangnen hinterlassenschaft

 

hundert tausend millionen wollen

elend überwinden nehmen

maß an dir sie

tragen dich

steh auf und geh

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

zehnte station: jesus wird seiner kleider beraubt

 

 

 

dezimiert zum fingerprint

suchst zuflucht in erinnerung

 

das brot

der wein

der fisch

das öl

die salben

freunde feiern

kinderaugen

vogelsang

hütten bauen

im vaterhause sein

geringester nun geworden

 

dein kleid

als zubrot

den vollstreckern wider willen

jetzt dir zukunft geben

kommt zu spät

du erfrörest schnell

in unserm zelt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

elfte station: jesus wird ans kreuz genagelt

 

an die erde
möchtest du genagelt sein
ihr ins fleisch gespitzt
jeder schlag
ein pochen gegen den grund
du hörst das wimmern
der geschundnen kreatur

fragmentierte existenz
bröckelt aus den lücken
dringt in ritzen
um zu quellen kurzerhand
eines nahen morgens
und zu sprengen stein um stein

auf geröllschutt
blüht der erste mohn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

zwölfte station: jesus stirbt am kreuz

 

so dies das ziel deines aufbruchs war
so gandegott dem der folgt

breschen schlägst du in den damm
unaufhaltsam stürzt die flut

pracht dahin
der starke siecht
todgeweiht die goldne saat

wanken stürzen
angstschweiß klage
alles wird verwandelt
zurechtgerückt in dir
und recht gesprochen
die beraubten neu bedacht
den geprellten
prägst du siegel ein

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

dreizehnte station: jesus wird vom kreuz abgenommen und
                                     in den schoß mariens gelegt

 

haupt geborgen in der beuge
die hand zum trost
an wange und ohr
im offnen munde noch
das letzte wort

schmerzdurchstoßen
wohin schrein

der sog zum tod
dem letzten freund

wer weiss schon
um die hoffnung des morgen

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

vierzehnte station: jesus wird ins grab gelegt

 

die neige hat den tag ereilt
nun hast du ruh gefunden
kein hosianna mehr
keine crucifige
schweigendes geleit

entkräftet
wie gelähmt die freunde
wie soll das werk
der hände je gedeihn

warum warum wozu

vollbracht ist
abgeschlossen
abgeschlossen von

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 auferstehung

 

dem ersten sonnenstrahl
kommst du zuvor
niemand sieht
dass ihr euch gegenseitig blendet
und wie die kreatur euch grüßt
freudiges geblüh
getänzel und gesurre
vögel zwitschern
trällen non den dächern neuigkeit
während in gemächern noch
die freunde trauern und
bereiten spezerein

du feierst erstmals
schöpfungsjubeltage
bevor du dich
im neuen menschen triffst