hauskapelle

 

 

 

 

am ururtag

schuf gott sich selbst

am ersten tag die welt

am zweiten tag die welt

am dritten tag die welt

am vierten tag noch immer welt

am fünften tage welt

den menschen erst am sechsten

an einem einzigen tag

der eine halbmensch

w u r d e

im schlaf der andern hälfte

am siebten tag

genossen gott und mensch

das wunder

am achten

erwachten die menschen

für ihren ersten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

kind auf stroh im futtertrog

wein- und brot- und fischvermehrer

gnadenheiler wortverdreher

menschensammler sabbatschänder:

          erbarmen hab mit uns erbarme dich

 

dornenkrone geißelblut

schmerzensmann und ecce homo

opferlamm und schuldentilger

bringst nach haus verlorne söhne:

          erbarmen hab mit uns erbarme dich

 

weinen klagen grabesruh

wandelst gräber um zu furchen

auferstandner morgensprößling

sonne aller menschen nächte:

          erbarmen hab mit uns erbarme dich

 

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
gott mein gott bist du
bist du 
bist du noch immer 
so treu
bist ja vater 
kannst dich der kindschaft nicht entschlagen
leicht ist mir nicht
heimzukehren zu dir 
wenn ich dem kind zum mann
entwachsen bin
du aber lächelst
weil deine frau die liebe ist 
und treue unsere mutter
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 

 

 

 

komm noch einmal auf die erde

als tochter oder schwiegersohn

als hamurapi priester oder straßenfeger

ich möchte sehen dein gesicht

die hände und den gang

und nie vergessen nie

 

nicht anders wär dein blick

als tausend die mich treffen

hände die mich halten

wärmen grüßen bitten

warum sollst du dich wandeln

wie es mir beliebt

         

 

weinviertel

    

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

wohin des lobes gott

hörst psalmen hauf zu hauf

lässt menschen singen chor um chor

mit cherubim und folgeton

aus leitungsschlauch und blaserohr

du bist der größte

fasst zu viel

als dass es könnt genügen

aber du bescheiden wie du bist

lebst immer noch vom ersten lied

vom ersten siebten tag

allen psalm darüber

überlässt du uns

als deinem ebenbild

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
    
                       
 
  
 
 
T
       
 
_________________
vgl. Mt 15,34 - zu lesen als 
griechischer Buchstabe:  „t-aaaaauuuu...!“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

graz 2003 kunsthaus

 
 
 
       
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
weihnacht
 

erzengel
engel
stern
...   ...   ...
 
rührend
wie er sich bemüht
dass sein bub
nicht übersehen wird
 
 
    
 
 
 
 
 
 
 
 
 
wenn du mich fragst
glaubst du an gott
geb ich zurück
gott glaubt an mich
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
 
                                     
        
	     
    
 
 
weihnacht  
 
freust dich
siehst
den glanz in ihren augen
glaubst
sie warteten auf dich
                          
lächelnd wissen sie
man kriegt dich bald im schlussverkauf
                         
mengst dich unter deinesgleichen
stehst mit leeren händen da fast nackt
sie schämen sich
beschämt
allein
bleibst du
                          
du frierst
mein kind
                         
ist winter nun geworden
nur schneien will es nicht