eremitage

 

 

 

 

 

 

 

übers schwarze sieb spazieren

die wintersonne zwingt mein denken

in versteckte höhlen menschlichen glücks

wo sich liebe im lieben übertrifft

zu tausend würfeln zerschnitten

verwend ich alle kraft

identität zu wahren

 

         nicht weinen

         weil du sonst zerfließt

         nicht stolpern

         weil du sonst zerfällst

 

ich zittre

weil ich mich verloren fürchte

wenn ich auf schwarzen sieben

meinen schatten such

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

zwölf grad

zur weihnacht

fünfzehne erst

an ostern

immer findet

paul der sechste

warme wünsche

für seine christen

der petersplatz

dankt

langanhaltend

mit applaus

an lautsprechern

in bayern

tokyo florenz

und tulln

knien und hängen

graue schafe

aller tage

lassen sich besegnen

et maneat semper

bei zwölf und

fünfzehn graden

amen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

vatikan

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

das ausatmen zieht sich

zur pause

mit einem kleinen

heiligen rest in der lunge

hörst du die sehnsucht

brich auf

brich auf

du  bist  kein nomade

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

du ahnst nicht

wer auf dich wartet

und vor allem nicht:

wie

 

ich ertrag es schwer

dich ahnungslos

lassen zu müssen

niemand wird es verstehn:

an allen quellen

und dennoch verdurstet

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

       

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

der wüstenmann wartet nicht

er ist er lebt er liebt

das reicht

weit über den tod

und erst recht fürs leben

also wozu sterben wollen

wenn nichts zu verlieren

nichts zu gewinnen ist

im kleinen finger gott ergründen

oder mit der zungenspitze

an den frisch geputzten zähnen

oder in den noppen an der tastatur

für die zeigefinger

im secondhand-ächzenden schreibtischstuhl

oder im montag

wenn ich als abbild gottes wieder geld verdien

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ich
unmusikalisch

höre

nicht die fuge

einen takt zu spät crescendo

such nach wörtern

die gerüche hörbar machen

unterschiedlich weiche haut

ertasten

und von wünschen singen

wortfürwort

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

weine nicht wenn der regen fällt

tam tam tam tam

zuerst muss das triviale aus den ohren

bei so einem wetter vom regen zu singen

die ohrwürmer erwachen schon

es ist zu warm für einen jänner

galgenhumor

warum nicht lachen vor dem tod

in gesellschaft als einziger heiter zu sein ist

peinlich peinlich

schwer mit meinem tod zu schmunzeln

wenn er keine miene zieht

heut möcht ich noch die wärme spüren

seidig

und gerüche suchen

ich mach mit meinen händen eine schale

die kleine für die kostbarkeit

ins handherz eingeschlossen

bring ich uns durchs ziel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ein scheues greifen nach

zaudernd

und stocken zuletzt

weil ich weiß:

uneinholbar

aufgelöst in luft

aber: es war

und ich hab es gemacht

in der luft ist es aufgelöst

ich atme es ein

und hauche ein neues

flüchtendes kind

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

zu beiden ohren ein gedränge

herrscht bis in das herz

lautlos geht um ecken

zickzack schräg verwirbelt achsen

streckt die beine isometrisch

wozu trinken schweiß veredelt

blasse haut im fahrraddress

liegestütz geknickt und

klimmzug ausgependelt

vater hat ein joch geschmiedet

 

müde bin ichs geh zur ruh

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

noch weiter die arme

die fülle empfangen

ein leichter wind der hitzeseele kühlt

vorboten erwartet

geschickt hast du die nachhut

oder hab ich armeen verschlafen

ich specke steinchen aus dem weg

aus verlegenheit

beiß mir auf die lippen

versuch die kehle wieder aufzuschlucken

putz die nase

halt die hände griffbereit

und hoffe nicht zu altern

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

o hast du noch und wenn schon nicht

vergiss lemuren die dich grüßen

in mein gesicht bist du geschrieben

halt die bremse fest trotz gaspedal

start frei zur letzten runde

atemloses rennen nach dem tod

es gilt nicht mehr die besten plätze zu belegen

der letzte kommt zuerst wie ungerecht

gerichtet wird nicht nach gesetzen

belohnt nicht nach verdienst

wer hätte je gedacht dass gott so einfach funktioniert

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

         

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

würgende klauen entreißen dem leib mir den bauch

blutglitschenden darms

war längst nicht mehr mein

enthungert ist zwecklos das gieren

krächz über das ohr in den berg

fraktioniertes leichenbegängnis

requiescat in pace

gepactes finale etwas für jeden

recyclet zu mappen zu frischhaltedosen zu bechern

nützlich ohne verbindlich

wind im gehör verbeutelt den einschall

bröselt die kruste am frischen gebäck

he d u

zuerst wird fertig gelebt 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

auf das ohr für schrilles wort

verkehrter dienst in kurzem schritt

beherz es nicht ist jetzt zu spät

du bist du bist dein bester witz

wärmst in den schnee das grab

geh in den buchenwald dort hör das rauschen

infrarot im laubberg brodeln:

igelwinterschlafmusik

es gibt das morgen

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(zum gedichtband "propyläen der nacht"

von karl lubomirski)

 

 

 

 

den lubomirski

leg ich nebens bett

glasschatullennachtbewahrt

der nacht die nacht aufscheint

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

meinem tod gewidmet 1

 

 

stunden in denen ich schwer trug

nie an dich

den leichten gedacht

weil ich es nicht ertrüge

dich weinen zu sehn

 

du bleibst mir die milde

 

ich verberg dich vor mir

durch vorbeischaun

und ahne wie du mein auge suchst

wenig wie du bist

wärst du womöglich überfordert

 

wer möchte mit wem

noch vieles erleben

 

wir schonen einander zu oft

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

graz 2003 freiheitsplatz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

zwischen zwei toren stehe ich

durchs eine möcht ich

ins andre sollt ich

und keines will sich öffnen

menschen ziehn vor meinen augen

als wollten sie mich provozieren

ich greif nach ihnen

und lange in die luft

so such ich weiter

ohne kraft zu schwimmen

wer soll mich

durchs leben hin

ans andre ufer retten

 

 

 

 

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
    
 
 
     
 
 
 
 
  
 

    wenn es die himmel gibt
sei einer auf der erde

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
meinem tod gewidmet 2
 
 
du bist erleichtert
dass ich heil nach haus gekommen bin
ich seh deine frage 
 
ja ich werde
ich werde bestimmt
 
es bleiben uns ausreichend tage 
und wir können in ruhe beraten
was mir bekömmlicher wär
das hemd sei mir näher
du lachst weil du keines von beiden
 
du wirkst müder als ich
streng ich dich an
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

sladki vrh 1. 5. 2004

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ich denke du denkst

er denke ob sie nicht denke

es sei zu bedenken

wir dächten

ihr gedächtet

das gleiche zu denken wie sie

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

verheiratet

wie stacheldraht

im baum verwachsen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ihr wartet ohne zu wissen

auf mich

schwer ertrag ich den blick

ihr meint

ich sei schüchtern

behüt …

mich drückt was ich soll

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

mich ziehts ins mich-entziehn

nie dir gehört

weil nie der deine war

werd liebe nicht mehr los

nehm sie in das grab

 

angeln sind ermüdet

türblatt fällt

der raum entleert

die seele flieht

der leib ihr nach

 

kein bleiben hier

boden kalt

die wände nackt

fenster dampfbeschlagen

uhr schreit im sekundentakt

 

allem nun entflohn

 

und weiß

die liebe bleibt bei mir

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

sladki vrh - weitersfeld

 

 

 

 

 

 

 

 

          

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

vereinzelt vieles oder nur zersplittert

wer hätt ich das gedacht zu streiten können

zu ereifern in der sache die nicht andrer ist

der geisteskrüppel oh verzeih mir invalider

arschversitzer samt bedürfnistöter

die kein gott zum schöpfen braucht

und alles in den eimer passt

für wasserträger links bei fuß

gestikulieren wie ein ohrenblinder

sie schaudern wenns um hilfe bräucht

du bist in seinem herzen meine mördergrube

streifst die brösel mit den fingern

ohne schaufelhand wie bittersüß

drum strecke dir mein ohr entgegen sieh

die zunge festgewachsen kurz für dein

gewähr uns ein eleison